Pünktlich und mit viel Bums eröffnen die Ösis von Deathtale den Reigen des Abends, noch vor mehr als überschaubarem Publikum.
Das ist denen aber herzlichst egal und es bricht eine Dampfwalze von Thrash Metal aus den Boxen und bespritz den Raum ordentlich mit Dreck. Der Trommler haut auf engstem Raum ein Brett raus und legt die Messlatte für den Abend schon auf eine ordentliche, zwar noch nicht ganz himmlische Höhe, aber alter Falter, macht schon ordentlich Druck.
Die sympathischen Wiener Jungs keifen, grunzen und schrabbeln sich durch ein derbes Set dass sowohl old school Thrasher als auch jüngeres Volk erfreuen würde, ja wenn Sie nur da gewesen wären. Zwischen drin rollen schwer groovende Songs von der Bühne, wobei das Tempo gern angezogen wird und voll Inbrunst kleine Hasstriaden den Weg ins Freie suchen um geneigte Trommelfelle zu malträtieren.
Deathtale
Deathtale
Deathtale
Deathtale
Deathtale
Deathtale
Deathtale
Deathtale
Deathtale
Nach diesem ordentlichen Auftakt für den Abend machen sich Sadist aus Italien im Rahmen eines recht familiären Soundchecks metzelbereit. Die Besucherzahl ist zwar zwischenzeitlich auch ein wenig angestiegen, aber immer noch viel zu überschaubar als dass es dem Anlass gerecht werden könnte. Und zu sanften Klavierklängen die direkt aus einem Hammer Horrorfilm entnommen hätten sein können nehmen die Sadisten Aufstellung, gekrönt durch einen Schlachter aus der Hölle nebst Fichtenmopet mit dem entsprechendem Auftreten das er wirklich auch nicht lächerlich rüber kommt. Das Tier welches auch gut in einen Snuff-Film den handelnden Hauptakteur hätte mimen können drischt seinen Schlachterhammer auf die Köpfe der umstehenden Schafe, so dreckig rotz er seine Worte in die Halle. An der Gitarre zockt sich ein Dualinstrumentalist die letzten Stückchen seiner Seele aus dem Leib – hab ich wirklich noch nicht so oft erlebt dass Jemand Gitarre und Keyboard gleichzeitig spiel, ohne das es auch nur im geringsten auffallen würde -. Rechts vom Schlachter welcher wie eine Säule in der Mitte der Bühne steht trommelt sich der 5-Saiter seine Finger an den Strahldrähten ab. Den Tackt dazu gibt ein wohl leicht verwirrter Trommler eine Batterie von schrägen Rhythmen unter diese Melange aus leicht theatralischem Death Thrash Metal. Das Ganze wird dann noch mit leichten Jazz Streuseln garniert. So dargereicht steht einem ein neongrün leuchtender Giftcocktail gegenüber aus dem leichte Nebelschwaden über den Glasrand wabern und die einem die Hand von selbst zugreifen lassen um sich in die Zeiten von Peter Cushing schicken zu lassen, allerdings mit den Effekten von Braindead.
Wenn man Bock hat auf ein leicht old schoolisches Erlebnis mit interessanten und leicht vertrackten Ideen, hier bluten Sie richtig.
Sadist
Sadist
Sadist
Sadist
Sadist
Sadist
Sadist
Sadist
Sadist
Sadist
Sadist
Sadist
Sadist
Sadist
Gefühlte drei Generationen von Musikern tummeln sich auf der Bühne bei Vital Remains, die Bass Drum wird lauter geschraubt – das liegt aber sicher nicht an den Ohren der älteren Herren –, der Gitarrenamp erst mal auseinander und dann wieder zusammen, das Licht gedimmt und während Jesus geprügelt und gepeinigt wird macht man sich endgültig bereit.
Bereit für einen Schlag in die Fresse. Gerade, Ellenbogen durchgestreckt und mit den Knöcheln voll auf die Nase. Das macht wach und lässt die Augen tränen, aber mehr vor Freude als dem Schmerz.
Sauber gezockte Brecher nehmen einen mit in eine Gischt aus Blut und Eiter. Und bei dem dritten Song hab ich mich dann endgültig in den Brüllwürfel von der Bühne verliebt als er ins Auditorium gesprungen ist und mal so richtig ordentlich aufgemischt hat. Gut, langfristig hats nicht viel gebracht, aber zumindest braucht die Kapelle das Gesamterlebnis aus Gewalt auf und vor der Bühne. Alte Klassiker werden rausgeprügelt was man hier voll und ganz auch so meint. Ein wirklich ultra brutales Set schlägt die Nägel ins Fleisch, klappt die Wiederhaken aus und beim herausziehen brechen klaffende Wunden welche so schnell auch nicht wieder verheilen werden und die Narben bis auf den Knochen reichen.
Leider viel zu kurz metzeln sich die Herren durch die Christenheit, dafür ist die Spur der Zerstörung umso breiter. Filmisch übertragen hätte der Auftritt einen Bodycount von Herr der Ringe, nur ist hier auch ordentlich Blut und Gedärm gespritzt.
Vital Remains
Vital Remains
Vital Remains
Vital Remains
Vital Remains
Vital Remains
Vital Remains
Vital Remains
Vital Remains
Vital Remains
Vital Remains
Vital Remains
Meine Vorfreude steigt in die äußeren Bereiche der Atmosphäre, denn mit Todessehnsucht habe die nun folgenden Atrocity einen Pfahl in mein Auge gesetzt der wohl nie mehr verschwinden wird, ein Manifest der todesmetallischen Klänge. OK, danach ist es dann für mein Gefühl ein wenig abgeglitten und der Holzstock ist nicht weiter in mein Hirn getrieben worden. Dies soll sich nun ändern, denn nebst einer ordentlichen Schippe an Spielspaß fügen Sie sich mehr als ordentlich in den Reigen der Heute zockenden Bands ein. Die 80er Phase wird dann auch sauber umschifft und der einzige Shout den man hört ist der nach Blut. Mächtig, ach was schreiben ich, dominierend stampfen die Songs aus der PA und ja, da ist er, der erste Song dieser Götterscheibe. Und ja, ich bin wieder Anfang 20 und fühle mich geborgen von den Klängen eines komplexen Death Metal Bretts das einen erst ordentlich durchschüttelt bevor der Pürierstab rausgeholt wird und einen in Brei verwandelt. Tickend wie eine Zeitmaschine prügeln die Herren einen zurück in der Zeit und man fragt sich fast ob der Zenit der brutalo Mucke nicht schon am Anfang war. Alex, seines Zeichens Frontsau, geht voll in seiner Rolle auf, lebt sie mit jeder Faser und müht sich redlich die Gemeinschaft eines Death Metal Konzerts ins Publikum zu tragen. Leider und auch beschämend für die gesamte Region 10 – ja ihr Frevler, ihr wisst schon wer ihr seid – haben nicht wirklich Massen den Weg in die Halle gefunden. Maximal 100 Kuttennträger versammeln sich vor der Bühne und da ich diese Spaßbremsen hier recht gut kenne ist das wohl eh schon Bahnbrechend. Für das ferngebliebene Pack, an Konsumente für diese Art Klänge mangelt es in der Region ja nicht, geht Kacken und schmiert euch damit ein. Ihr hab nämlich alle einen wirklich gigantischen Auftritt von einer wegweisenden Band verpasst die euch mit Sicherheit auch in Teilen zu dem gemacht hat was Ihr heute seid und eure Jugend begleitet, in guten wie in schlechten Tagen. Mir sind leider die Worte für die Beschreibung des Auftritts ausgegangen, denn ich habe wieder gespürt was mich in jungen Jahren so an dieser Kapelle fasziniert hat.
Atrocity
Atrocity
Atrocity
Atrocity
Atrocity
Atrocity
Atrocity
Atrocity
Atrocity
Atrocity
Atrocity
Atrocity
Atrocity
Schlussendlich erklingen nun die ersten Töne einer Legende ihrer Musikgattung und wieder wird man von starken Armen in die Vergangenheit zurückgeschleudert und ein schwerer Mantel aus rotglühender Lava legt sich über den Raum. Wildes Geprügel mündet in hoppel Beats um dann an einer Betonwand zu zerbersten. Quietscher wechselt mit irren Soli, wandelt sich in unendliche Schwere die aus einem schwarzen Loch entspringen zu scheint. Wie ein zäher Teig wabern Druckwellen über einen hinweg, nachgespült von heftigen Blast Speed Attacken. Songs die älter sind als einige der Anwesenden (na, so ein bis zwei wohl nur, der Altersdurchschnitt ist schon den Bands angepasst) schreddern einem um den Kopf, ebenso primitiv als auch komplex. Blasphemischer Sound hypnotisiert einen in eine Welt aus umgedrehten Kreuzen, geschändeten Nonnen und gefolterten Priestern. Pech und Schwefel legen sich über die Synapsen im Hirn und es wachsen einem Hörner zur Anbetung der Alten.
Ein Urvater des Death und Extrem Metal nebst seinen Mannen lässt es sich wirklich nicht nehmen in dieser heimeligen Atmosphäre das Gaspedal bis ins Blech durchzudrücken und ein derbes Set abzuliefern, dass es dem Herrn des Fegefeuers eine wahre Freude wäre sein Folterwerkzeug auszupacken und lustvoll freudig sein Werk zu beginnen.
Nicht das Morbid Angel je auch nur ein Durchfallalbum abgeliefert hätten, aber mit Beschränkung auf die älteren Titel treibt es einem die blutigen Freudentränen in die Augen. Das Ganze auch noch richtig tight abgeliefert zeigt einmal mehr welche Stärke in dieser Phase der extremen Musik lag. Eine irre Dynamik, Breaks, stampfenden Drums, brutal schnellen Passagen und hoppel Rhythmen schleifen einen wie an ein Pferd gebunden einen Waldpfad entlang und schält einen bis auf die Knochen ab.
I Am Morbid
I Am Morbid
I Am Morbid
I Am Morbid
I Am Morbid
I Am Morbid
I Am Morbid
I Am Morbid
I Am Morbid
Ein Fest der Sinne, ein Fest der Erinnerung, ein Fest der Szene, nur dass eben genau diese gefehlt hat. Sozusagen der Abgesang an die Region und Lobgesang an den Veranstalter der es immer wieder versucht dieses träge Eck Bayerns zu mobilisieren.
Danke für diesen kurzweiligen und extremen Abend, eine Verjüngungskur für meine Zellen- Jede Zelle meines Körpers ist Glücklich, jeder Zelle geht es gut – Blut Blut Blut.
Text: Jochen Dollinger
Photos: Lars Oeschey