Summerbreeze 2024

Dinkelsbühl, 13.08. – 17.08.2024

Und wieder einmal ist es Summer Breeze Zeit. Wir reisen dieses Jahr schon am Dienstagnachmittag nach Dinkelsbühl an. Die Anreise gestaltet sich, wie immer, sehr entspannt und ohne größere Staus oder Zwischenfälle. Auch von den Besuchern, die auf Black Earth anreisen hört man größtenteils nur positives, was mit Sicherheit auch an den vorher festgelegten Anreiseslots liegt. So bekommt man die knapp 45.000 Leute mit ihren Autos auch ganz stressfrei zu ihren Campingflächen. Hierfür schonmal Daumen hoch an die Orga!

Wie jedes Jahr lässt sich das Summer Breeze in Bezug auf das Lineup nicht lumpen und sorgt hier für größere und auch kleinere Highlights. Wobei „kleiner“ hier keinesfalls wertend verstanden werden will, auch die Körpergröße oder ähnliche mehr oder minder wichtige Maßeinheiten seien hier nicht gemeint, sondern eher so Sachen wie YouTube Aufrufe oder was auch immer eine Band im Jahr 2024 „groß“ macht…

Der Wetterbericht sagt für heute Abend Gewitter an. Außer Wind und ein paar Tropfen Regen wird aber auch heute diesbezüglich nicht viel passieren. Die restlichen Tage werden auf jeden Fall sehr heiß und staubig werden.

Der Sound wurde dieses Jahr im Gegensatz zu den Jahren davor deutlich verbessert. Hier gab es meiner Meinung nach nichts zu meckern. Ich hatte ohne Gehörschutz (ja, ist nicht schlau…) auch am letzten Tag nicht das leiseste Klingeln im Ohr.

45.000 Schritte, oder 27km später (ja, die Wege vom VIP-Camping sind nicht kurz, egal wohin ) können wir euch hier auch unser Feedback geben

Los geht es am Dienstag mit ein paar Bands auf dem Campsite Circus. So heißt seit diesem Jahr die Ficken – Party – Stage auf dem Campinggelände. Diese wurde vermutlich umbenannt da hier auch das Randale Kinderprogramm stattfindet.

Heute dürften sich hier die Bands allesamt über den doch schon recht guten Andrang vor der Bühne freuen, so auch Defocus.

Ansonsten starten wir selbst erstmal sehr entspannt in das Festival und lassen den Abend mit ein paar Kaltgetränken ausklingen.

Mittwoch:

Am Mittwoch wird um 15:00 traditionell das Infield durch die Blasmusik Illenschwang auf der T – Stage eröffnet.

Gleich danach sorgen Pest Control aus Leeds für die ersten härteren Klänge auf dem Infield des Summer Breeze 2024. Und hier gibt es schon so richtig was auf die Ohren. Die Dame und Herren liefern hier durchzugsstarken Crossover – Thrash vom Feinsten ab.

Für uns geht es um 16:50 weiter mit Sylosis. Die Engländer eröffnen die Nuclear Blast Label Night auf der T – Stage. Mit ihrer sehr eingängigen Mischung aus Melodic Death und Thrash Metal sind Sylosis bei weitem keine unbekannten mehr und gehören irgendwie schon zum Grundrepertoire dieses Genres.

Kurzes, schnelles, erfrischendes Bierchen (Hydration ist wichtig bei diesen Temperaturen!) und dann geht es wieder runter zur Campsite Circus Bühne für Zerre. Die Würzburger heizen mit gehaltvollem Old School Thrash nochmal zusätzlich ein. Die Mische die Zerre hier auffahren versetzt einen zurück in glorreiche Thrash – Metal Zeiten und klingt aber doch frisch aufgesetzt und auf keinen Fall alt und staubig.

Für uns ging es nochmal für eine kurze Verschnauf- und Verpflegungspause zurück zum Camp, die hohen Temperaturen zollen ihren Tribut, bevor es um 21:15 mit Meshuggah auf der Main weitergeht. Funny Moment: Bei einem Songintro wurde wohl kurz irgendein Vierteltakt zu erkennen, was die Menge sogleich zum Mitklatschen animierte. Hat nur kurz funktioniert und es ging bald wieder Meshuggah typisch unklatschbar weiter.

Den Abschluss eines würdigen ersten Festivalabends zelebrieren wir mit Pain. Die Schweden um das Projekt von Peter Tägtgren sind doch immer ein Garant für tanzbaren Alternative Metal. Die neuen Songs aus dem aktuellen Album I Am das im Mai 2024 erschienen ist, machen live durchaus gute Laune.

Donnerstag:

Die Nacht war wie immer auf dem Summer Breeze sehr entspannt. Wenn man versucht, einigermaßen zeitig auf die Füße zu kommen schafft man es problemlos ohne Schlangen seine Notdurft zu verrichten und unter die Dusche zu hüpfen. Antizyklische Körperpflege ist hier win. Generell muss man sagen, dass die Sanitärsituation nochmal verbessert wurde und für ein Festival dieser Größe wirklich gut ist. Toiletten und Duschen sind so gut wie immer sauber und benutzbar. Die Reinigungskräfte machen hier einen super Job. Einziger, kleiner, Kritikpunkt sind die angemieteten Toiletten. Hier waren die Klobrillen nur eingehakt und nicht irgendwie fix befestigt. Das ist sicher der besseren Reinigbarkeit geschuldet, hat aber zur Folge, dass nach dem ersten Tag so gut wie keine Brille mehr auf der Schüssel ist, da diese vor allem bei den beengten Platzverhältnissen regelmäßig runtergeschubst werden. Hier wäre 5cm rechts und links mehr je Kabine auch sehr hilfreich.

Aber danach erstmal entspannt Kaffee und im Schatten sitzen. Die noch erträglichen Temperaturen am Morgen wollen genossen werden.

Pünktlich zur absoluten Mittagshitze geht es zur Mainstage um die brasilianische Death – Metal Dampfwalze Crypta zu bestaunen. Das Summer Breeze – Team versucht die Hitze mit Schneekanonen aus denen selbstverständlich nur Wasser kommt erträglicher zu gestalten. Das funktioniert auch gut und tut Not. Immerhin ist es erst der zweite richtige Festivaltag und auch der hat noch nicht so richtig angefangen. Da darf man noch nicht auf Verschleiß fahren. Die Band lässt sich auf jeden Fall nicht von der Hitze beeindrucken und reißt ein ordentliches Brett von Set ab. Man sieht die Damen haben Spaß an der Sache und hätten eigentlich auch einen deutlich besseren Slot verdient!

Dann Schattenpause und etwas das Festivalgelände erkundet. Die Stimmung ist wie immer echt superlässig und gefühlt wurde die vegane Essensauswahl auch besser. Preise sind wie immer grenzwertig hoch aber die Portionen sind ok und man wird für knapp 10€ im Normalfall gut satt.

Weiter geht’s musikalisch mit Jinjer auf der Mainstage. Die Ukrainer sind schon längst alles andere als ein Geheimtipp und haben den Slot auf der Mainstage mehr als verdient. Die Livepräsenz, vor allem der Sängerin Tatiana Shmayluk wird auch von Jahr zu Jahr großartiger. Unglaublich auch wie sauber die Instrumentallisten der Prog – Metalcore – Djent Formation arbeiten. Gefällt mir immer wieder supergut. Auch der gerade frisch releaste Song „Someones Daughter“ hat das Zeug zum Livebanger und nimmt die Menge gut mit.

Und jo: Behemoth halt. Was soll man da noch sagen. I know, super umstritten in der „Szene“, weil Rockstargetue und nicht true Black Metal (was auch immer das sein soll..) aber meiner Meinung nach haben die Herren, allen voran Sänger Adam „Nergal“ Darski, ziemlich viel richtig gemacht. Fette Show, fetter Sound, absolute Promoprofis, perfektes Social Media Marketing. So kann man seinem Sound treu bleiben und trotzdem in musikalische Ränge aufsteigen, die sonst nur deutlich massenkompatibleren Band vorbehalten sind. Die Show, die die Polen auf dem Summer Breeze abziehen ist auf jeden Fall Weltklasse. Massig Pyro und verschiedene Outfits die Nergal während des Sets wechselt schaffen unter anderem eine brutale Livepräsenz die einfach Spaß macht anzuschauen. (kein headliner Pass = keine Bilder)

Betthupferl sind für uns an diesem Donnerstag, nicht wie bei den meisten Architects (soll jetzt absolut keine Abwertung der Kollegen aus Brighton sein, aber da sind halt eh schon alle) sondern Impalement auf der Campsite Circus Stage. Und die Schweizer Death Metaler enttäuschen keineswegs. Im Gegenteil.

Freitag:

Uga, Uga, The Butcher Sisters Alarm! So oder so ähnlich startet unser Summer Breeze Freitag. Die Jungs haben so richtig Bock und schwingen die eine oder andere Keule (sowohl musikalisch als auch aufblasbar). Irgendwann, so munkelt man soll hier auch nackte Haut zu sehen gewesen sein. Alles in allem sehr passend, um die am Freitag doch schon etwas müden Festivalbesucher gleich mal mittags ordentlich aufzuwecken. Wie man an der Menge sieht, funktioniert das blendend. Spätesten bei Bauchtasche sind alle dabei.

Wir gönnen uns eine musikalische Pause und nachdem wir uns das eine oder andere Wegbier im Festival eigenen Supermarkt organisiert haben, schlendern wir über die Campingarea und saugen etwas Festivalstimmung auf. In dem gut sortierten Supermarkt, der sich schräg gegenüber der Campsite Circus Bühne befindet, bekommt man von Campingbedarf über Sanitärartikel und natürlich Lebensmittel und Erfrischungsgetränken aller Art so ziemlich alles, was man so braucht. Die Preise sind deutlich höher als in einem normalen Supermarkt. Aber dafür, dass man hier auf einer Wiese mitten auf einem Festival einkaufen kann, geht das völlig in Ordnung.

Um 18:00 machen wir uns wieder auf den Weg zur Wera Tool Stage um dem Auftritt der Death – Metaler von Disentomb beizuwohnen. Obwohl die Australier eher dem Brutal – Death zugeordnet werden, finden sich im Sound von Disentomb immer wieder sehr doomige Elemente, was ihnen die Bezeichnung „Sloom“ (Kunstwort aus Slam und Doom) einbrachte. Was aber nicht heißt, dass es hier auf der Bühne irgendwie gemächlich zugeht. Die meiste Zeit wird ordentlich geheizt und das nimmt die Menge im Moshpit auch dankend an.

Danach geht’s für uns weiter zu Callejon. Ehrlich gesagt nicht ganz mein Sound, aber wenn es jemand verdient, hat als die Gründerväter des deutschsprachigen Metalcore bezeichnet zu werden dann wohl die Herren aus Düsseldorf. Immerhin sind sie schon seit 2002 so unterwegs und da wussten die meisten anderen Metalcorekapellen die sich hier mittlerweile rumtreiben noch gar nicht wie man Metal oder geschweige denn Core schreibt. Und bei solchen Bangern wie „Palmen aus Plastik“ erwischt man doch so ziemlich jeden beim Mitwippen…

Escuela Grind sind „schuld“, dass wir die Auftritte von Amon Amarth und Cradle of Filth verpassen. Und das hat sich verdammt nochmal absolut gelohnt und war eigentlich auch so geplant. Ich muss gestehen ich habe die Band erst im Zuge der Vorbereitung auf das Festival kennengelernt. Aber wer solch eine brutale energiegeladene, brutale Show abzieht dem gebührt alle Ehre. Aufgemerkt: Ende dieses Jahres wird wohl ein neues Album der US – Hardcore – Grind Kombo erscheinen. Ich bin auf jeden Fall gespannt. Die eine oder andere Single, wie z.b. Concept of God, gibt es bereits bei YouTube zu bestaunen.

Samstag:

Auf in den letzten Festivaltag. Nachdem für die Nacht und den nächsten Morgen regen angesagt ist entscheiden wir uns schließlich schon am Abend abzureisen. Fünf Tage Festival bei gut 30°C reichen dann auch und die Aussicht alles Nass verräumen zu müssen macht die Entscheidung leichter. Was leider bedeutet, dass wir leider Angstkríg verpassen. Aber man kann nicht alles haben.

Aber noch ist es nicht so weit und es gibt immerhin auch am letzten Tag noch einige Highlights auf der Liste. So geht es mittags erstmal zu Brutal Sphincter auf der Wera Stage. Ich glaub besser kann man den Mittagsslot am letzten Festivaltag nicht besetzen. Die Belgier kredenzen Grindcore genauso wie er sein soll. Schnell, roh, energiegeladen und poolitical (das letzte behauptet die Band von sich selbst…). BTW: Nein, der Roadie war noch nicht zu lang auf dem Summer Breeze unterwegs. Das Banner muss falschrum! Nette Randnotiz: Hier wurde durch den Sänger der erste „Female Only“ Moshpit initiiert. Wer sich in dem Moshpit dann alles als weiblich definierte sei mal dahingestellt…

Gleich als nächste Band auf der Wera Stage kommen Insanity Alert. Leider ist mir die Band bisher noch nicht aufgefallen. Was bei dem markanten Auftritt ein Wunder ist. Die Österreicher, besser Tiroler, mischen Old School Thrash mit Hardcore und Punk. Dazu eine Prise witzigen Wahnsinns und keinen Respekt vor musikalischen Klassikern. So wird innerhalb des Sets auch Queen und Iron Maiden persifliert oder besser die Ehre erwiesen. So entstehen Festivalhymnen wie „Run to the Pit“. Der Sänger versteht es auch bestens das Publikum bei Laune zu halten und in die Show einzubinden.

Eins meiner persönlichen Highlights und damit auch der Abschluss unseres Summer Breeze 2024 sind die Kanadier Spiritbox. Als Iwrestledabearonce Fan der allerersten Stunde sind Spiritbox ja sowas wie die logische Weiterführung. Natürlich klingt Spiritbox schon auch sehr „erwachsen“ im Gegensatz zu Iwrestledabearonce. Hier werden verschiedenste Einflüsse aus Progmetal, Djent, Metalcore und vielleicht auch ein ganz klein bisschen Pop zu etwas wirklich Großartigem verwoben. Ziemlich vertrackte Rhythmen, ästhetisch eingebettet in groovige Parts, dazu die unglaublich facettenreiche Stimme von Courtney LaPlante schaffen auch live eine großartige Atmosphäre. Für mich sind es genau diese Bands die Metal irgendwie wieder spannend machen.

So das wars erst einmal. Für uns ist damit ein großartiges Summer Breeze 2024 zu Ende und es bleibt mir nur zu sagen: Leute, es war mir ein innerliches Blumenpflücken mit euch. Bis hoffentlich nächstes Jahr!

Fotos: Lars Oeschey
Text: Florian Schönberger

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