Buchenbach – Sportplatz, 21. – 22.06.2023
Am 21. und 22. Juni fand das Boarstream Festival statt. Wie es sich selbst beschreibt:
Von Metalheads für Metalheads. Das Boarstream Open Air ist viel mehr als nur ein kleines Festival der besonderen Art. Hier kommen Metalheads aller Fraktionen voll auf ihre Kosten und das bei familiärem Charme. Ermöglicht durch unser großartiges Team an Helfern!
Und mit dieser Beschreibung kann man nur mitgehen! Das Festival war gemütlich und familiär, man hat sich regelrecht wie bei einem Camping mit der Familie gefüllt.
Das Wetter hat sich nicht von der besten Seite gezeigt: hin und wieder hat es geregnet, sodass viele dauerhaft einen Blick auf den Himmel hatten, um zu raten, ob die nächste Wolke zum Gelände zieht. Jedoch war das auch der einzige wirkliche Nachteil. Denn alles andere war gegeben: eine gute Verpflegung mit netten Mitarbeitern, super Musik und nette Leute
Freitag:
Anheim
Anheim hat das Festival eröffnet. Bei der ersten Band erwartet man meist nicht so viel. Doch zur Überraschung haben sie das Niveau hoch gesetzt! Die 2020 in Würzburg gegründete Band spielt melodischen Black Metal und beschäftigte sich in ihren Texten mit Fantasy und Hass. Trotz ihrer kurzen Bandgeschichte beeindruckten Anheim mit einer kraftvollen Performance und einer professionellen Bühnenshow.
KHNVM
Weiter ging es mit KHNVM, einer internationalen Band, die ihre Wurzeln sowohl in Deutschland als auch in Bangladesh hat. Diese einzigartige Herkunft spiegelt sich in ihrem kraftvollen und kompromisslosen Death Metal wider. KHNVM setzte die Stimmung auf dem Festival mit einem brachialen Sound und einem äußerst energiegeladenen Auftritt fort.
Theotoxin
Weiter ging es mit Theotoxin, einer österreichischen Band aus Wien, die sich 2016 formierte. Zu Beginn kombinierten sie Elemente aus Black und Death Metal, bevor sie sich später vollständig dem Black Metal zuwandten. Theotoxin zeichnet sich durch ihre intensive Auseinandersetzung mit theologischen und anti-religiösen Themen aus, die sie in ihren düsteren und energetischen Kompositionen verarbeiten. Ihr Auftritt auf dem Festival war geprägt von einer brachialen Bühnenpräsenz und intensiven Klängen, die das Publikum in eine düstere Atmosphäre eintauchen ließen.
Thormesis
Weiter im Programm war Thormesis, eine deutsche Band aus der malerischen Stadt Rothenburg ob der Tauber. Seit ihrer Gründung im Jahr 2006 prägt sie das Genre Pagan/Black Metal mit ihrer einzigartigen Musik. Thormesis ist bekannt für ihre tiefgründigen Texte, die sich mit Leben, persönlichen Gefühlen und philosophischen Themen auseinandersetzen. Ihr Auftritt auf dem Festival war geprägt von einer melodischen Darbietung, bei der sich auf der Bühne von drei Gitarristen und sogleich Sängern ein kraftvolles Growling harmonisch mit klarem Gesang vereinte.
Kampfar
Als es langsam dunkel wurde, betrat Kampfar als vorletzte Band des Tages die Bühne. Diese norwegische Band, deren Wurzeln in Fredrikstad, Østfold, sowie in Larvik und Bergen, Vestfold liegen, besteht bereits seit 1994 und ist bekannt für ihren Pagan Black Metal-Stil. Auf der Bühne zeigten sie ein mystisches Auftreten, das ihre tiefe Verbindung zur nordischen Mythologie und zur Natur widerspiegelte. Kampfar hat sich fest im Genre etabliert und stand bereits auf renommierten Bühnen wie dem Wacken Open Air. Ihre Texte sind hauptsächlich auf Norwegisch und behandeln Themen, die eng mit der nordischen Kultur und Folklore verwoben sind. Musikalisch vereinen sie rohen Black- und Pagan Metal mit klassischer nordischer Folklore, was einen einzigartigen Sound ergibt. Der Auftritt war eindrucksvoll. Kampfar zog das Publikum mit ihren düsteren Klängen und ihrer intensiven Bühnenpräsenz in ihren Bann. Die Atmosphäre war geprägt von einer tiefen Verbundenheit zur nordischen Mythologie, die sich in jedem ihrer Songs widerspiegelte.
Milking the Goatmachine
Am Festivaltag waren vereinzelt Leute mit auffälligen Ziegenmasken unterwegs, was einige bereits neugierig machte. Doch erst bei der letzten Band des Tages, Milking the Goatmachine, wurde die Bedeutung klar. Vier Gestalten betraten die Bühne in ihren charakteristischen Ziegenmasken und entfachten sofort eine energiegeladene Atmosphäre. Manch einer außenstehender würde den Auftritt als satanisch beschreiben, was wohl nicht verwunderlich ist. Diese deutsche Band aus Marburg, gegründet im Jahr 2008, präsentiert einen einzigartigen Mix aus Death Metal und Grindcore. Bekannt für ihre exzentrischen Themen rund um Ziegen, Humor und ausgelassene Feierlichkeiten, enttäuschten sie nicht. Ihr Auftritt war geprägt von einer Mischung aus makabren Witzen und humorvollen, manchmal auch absurden Texten, die die Zuschauer gleichermaßen unterhielten und herausforderten. Die „Ziegen“ schafften es, die Festivalbesucher mit ihrer schrägen und dennoch technisch versierten Performance zu begeistern, die das Publikum bis zum Ende des Sets mitriss.
Samstag:
Muggeseggel
Als erste Band am zweiten Tag betraten die Schwaben von Muggeseggel die Bühne. Gekleidet in Karohemden, Hüten und kurzen Shorts hätte man sie eher auf einem Grillfest erwartet. Trotz ihres bei einem Metal Fest unkonventionellen Erscheinungsbilds überzeugten sie mit einem qualitativ hochwertigen Auftritt. Wie man so schön sagt – man sollte ein Buch nicht nach seinem Einband beurteilen. Muggeseggel, eine deutsche Band aus Lörrach, wurde erst kürzlich im Jahr 2022 gegründet. Ihr ungewöhnlicher Musikstil bewegt sich im Bereich Death Metal und Grindcore, wobei sie sich thematisch mit Wein, Gedichten und dem regionalen Dialekt beschäftigen. Wie auch am Vortag, hat die erste Band das Niveau gehalten. Trotz ihres neuen Bandsstatus hatten sie eine unglaubliche Bühnenpräsenz und schafften es, das Publikum zu begeistern.
Convictive
Weiter ging es mit Convictive. Zu Beginn war eine gewisse Skepsis im Publikum förmlich spürbar: Neben den üblichen Metallern auf der Bühne, betrat diese darunter eine kleine, fast zierliche Frau mit einem Mikrofon. Doch die anfänglichen Vorurteile wurden schnell zerstreut. Convictive, eine deutsche Band aus Duisburg, Neuss und Düsseldorf, wurde 2012 gegründet und mit ihrem beeindruckenden, klassischen Auftritt im kompromisslosen Black Metal fesselten sie die Masse förmlich. Aus der Menge waren flüsternde Anerkennungen wie Banshee zu hören. Kein Wunder, denn die langen Haare und das kraftvolle Growling der Sängerin erinnerten an eine elegante gothische Todesfee. Man kann sicherlich sagen, Convictive hat einen Eindruck hinterlassen.
Home Reared Meat
Weiter ging es mit Home Reared Meat. Ein kleiner Haufen von Country-Bauern, wie man die sich in Amerika vorstellt, erschien auf der Bühne. Bereits beim Anblick dieser ungewöhnlichen Darbietung war klar: Diese Show würde lustig werden! Home Reared Meat, eine deutsche Band aus Lathen, wurde 2008 gegründet. Ihr Musikstil bewegt sich im Bereich Death Metal und Deathcore, bekannt für ihre Themen um Gore und Perversion. Sie haben das Publikum mit ihrem provokanten Auftritt das Publikum überrascht und mit lustigen Texten wie beim Song “Booze & Titties” amüsiert und eine Party-Stimmung erweckt. Trotz der lustigen Atmosphäre haben sie hochwertigen Metal geliefert.
Hierophant
Eine Metal-Band, unübblich aus Italien, die im Jahr 2009 gegründet wurde. Ihr musikalischer Stil hat sich im Laufe der Zeit entwickelt, von einem Mix aus Black/Sludge Metal und Hardcore in ihren frühen Jahren hin zu einem intensiven Black/Death Metal. Die Band ist bekannt für ihre Themen rund um Anti-Religion und Misanthropie, die sie in ihren düsteren und aggressiven Kompositionen reflektieren. Ihr Auftritt zeichnete sich aus durch eine rohe, schroffe Energie aus, die das Publikum in eine düstere und nihilistische Atmosphäre eintauchen liess.
Drudensang
Eine kühle, dunkle Nacht in einem Wikingerdorf, umgeben von Mythen und einem von Göttern heimgesuchten Wald… Wer sich von solcher Atmosphäre angezogen fühlt, sollte sich Drudensang nicht entgehen lassen. Mit Tierschädeln und Knochen betraten sie die Bühne und entführten das Publikum in düstere Sphären. Eine deutsche Band aus Bayern, wurde 2013 gegründet und ist tief im Genre des Black Metal verwurzelt. Ihre Musik und ihre Bühnenpräsenz ist geprägt von Okkultismus, Mystik, Dunkelheit und Tod.
Kvaen
Kvaen, eine schwedische Band, die im Jahr 2019 gegründet wurde, setzte nach der düsteren Atmosphäre der vorherigen Band mit einer energiegeladenen Performance und schnellem, klassischem Metal auf der Bühne ein starkes Zeichen. Die Musik von Kvaen ist tief verwurzelt in den Themen des Paganismus, der Natur und des Krieges, die sie in ihren intensiven und kraftvollen Kompositionen reflektieren.
Desaster
Desaster, eine sich bereits in der Scene etablierte Band aus Brasilien, die wie guter Wein bereits seit 1986 altert. Sie brachten mit erfahrenen Musikern einen energiegeladenen Auftritt über die Bühne. Ursprünglich als Face of Desaster bekannt, ihr Musikstil bewegt sich im Bereich Thrash/Death Metal, und sie sind bekannt für ihre Themen wie Psychosen, Krieg, Politik, Zerstörung, Elend und Gesellschaftskritik. Nach einer ersten Pause nach 1991, sind sie seit 2011 wieder aktiv. Der Auftritt von Desaster war geprägt von brachialer Energie und einer rohen Intensität. Mit kraftvollen Riffs und aggressivem Gesang gestalteten sie ihre kraftvolle Bühnenpräsenz.
Der Weg einer Freiheit
Auch Der Weg einer Freiheit, inzwischen eine renommierte Band, entführte das Publikum nach der energetischen Stimmung in eine harte, doch melancholische Atmosphäre. Die deutsche Band aus Würzburg, gegründet im Jahr 2009, hat sich durch ihren anspruchsvollen Black Metal einen Namen gemacht, der tiefgründige philosophische Themen wie Leben, Tod, Romantik und Literatur reflektiert. In ihren Klängen verschmelzen energiegeladene Drums und Gitarren mit düsteren und tragischen Texten, die jeden Zuhörer auf ihre eigene Weise berühren können. Die sich auf dem Himmel verbreitete Dunkelheit harmonisiert wundervoll mit der Stimmung auf der Bühne.
Anaal Nathrakh
Und schließlich der absolute Headliner des Festivals: Anaal Nathrakh. Diese britische Band, gegründet im Jahr 1999, hat die Welt bereist und beeindruckte bereits auf renommierten Festivals wie dem Summer Breeze. Ihr einzigartiger Musikstil verbindet Industrial Black Metal und Grindcore, während ihre Texte tiefgründige Themen wie Armageddon, Misanthropie, Nihilismus, Philosophie und Anti-Autoritarismus reflektieren. Mit einer Fülle an Erfahrung und einer unvergleichlichen Gelassenheit interagierten sie virtuos mit dem Publikum, fesselten es mit ihrer intensiven Bühnenpräsenz und hinterließen einen nachhaltigen Eindruck auf dem Festivalgelände. Als abschließender Act sorgten sie dafür, dass das Festival in einer wahren Party endete, und ließen die Besucher mit den besten Gefühlen und Erinnerungen zurück um sich dann zum Schlafen zu den Zelten zu begeben – auch wenn das Schlafen wohl für die wenigsten eine Option war.
Fotos: Lars Oeschey
Text: Synder Onler