Rock im Wald 2022

Sportplatzstraße 16, 96247 Neuensee , 29.-30.07.2022

So, da sind wir wieder. Drei Jahre nach dem letzten Festival heißt es nun wieder Party on und ab dafür. Zwei Tage voll mit Rock, netten Leuten, neuen Bands, bekannten Bands und jede Menge von Allem was halt so dazu gehört.
Also nicht lang rumgepimmelt. Ankommen bei strahlendem Sonnenschein, Zelt aufgestellt, Pavillon zusammen gebastelt, der erste Regen setzt ein, kurz die Lage vor Ort sondiert und dann geht’s schon los mit der ersten Kapelle. Und um die Freude ein wenig zu steigern zeigt auch der gelblich scheinende Fusionsgenerator am Himmel sein volles Angesicht.
Also noch zackig das erste Bierchen organisiert und Stellung beim Mischer in der Mitte des Sportplatzes bezogen.

14:10 – 15:00 Mount Gammaray Burns

Zum Soundcheck treffen auch die ersten Nasen ein, bunt gemischt vom Nachbar der halt mal kurz vorbei schaut bis hin zum heavy Rocker is alles dabei.
Der Chef vom RiW gibt noch ein paar liebe Begrüßungsworte ab (grad das er ned no jedem einzeln die Hand reicht) und dann dringen die ersten Töne aus der PA.
Gemächlich schrauben sich leichte Anschläge nach oben, der Bass fängt an gemütlich zu wummern, die Toms grooven sich ein, erste Verzerrungen wabern aus den Amps – Boom; Willkommen im stoner Sportpark.
Btw., das Gras auf dem Sportfeld ist so flauschig als würde man auf Schafen stehen.
Nach zehn Minuten findet dann auch das Sprachrohr von Mount Gammaray Burns den Weg auf die Bühne, und ja, was soll man sagen bzw. schreiben, feinster wuchtiger Stoner Rock der einem hier zur Eröffung von den Herren an die Gehörgänge gewuchtet wird. Meist im midtempo Bereich mit netten Breaks und spacigen Instrumentalparts schieben sie dahin als wär´s schon 22:30 Uhr. Respekt und ein geiler Opener nach drei Jahren Zwangspause. So darf es weiter gehen. Für mein erstes RiW erwarte ich nach so einem gelungenen Start noch einiges mehr und bin mir sicher, hier werde ich nicht enttäuscht werden

15:20 – 16:15 Kolossus Däächt

ich bin zwar noch nicht kolossal dicht, aber es dünkt mir als würde gleich etwas korrekt unterhaltsames auf mich zukommen. Der Soundcheck zumindest lässt erahnen, fette Grooves werden durch spaßige Fröhlichkeit getauscht. Und „OK, los geht´s“, rotziger Punk Rock mit einem breiten britischen Grinsen fetzt mir um die Ohren.
Schnörkellos und grad heraus. Hat der Opener noch auf dicke Soundwände gesetzt wird hier mehr gefetzt. Und das weiss mir auch sehr zu gefallen, waren meine ganz frühen Jugendjahre doch schwer vom Punk geprägt, geht mir hier natürlich das Herz auf. Aber auch beim restlichen meist bärtigen Publikum kommt gute Stimmung auf und es wird kräftig gemoshed während die Mädels am Platz im Rhythmus der dominanten Snare ihre Hüften bewegen.
Der Sänger mit seiner Oliver Tree Gedenk-Frisur – schon irgendwie schwanzgeil das Teil, also er an sich und seine Frise – is ne feine Rampensau, die Saitenfraktion hüpft rum als hätte sie den guten alten Flummi aus dem Filmklassiker unter den Sohlen. Man merkt ihnen an dass sie Spaß an der Sache haben und das überträgt sich auch entsprechend auf das Auditorium. Die Party fetzt los  und jo, Punk will never die, auch wenn wir von einer „Exploited“ Härte weit entfernt sind rocken die vier Jungs ein ordentliches Brett weg und frischen das Stoner Treffen überaus unterhaltsam auf.

16:30 – 17:30 Daily Thompson

Sphärisch schleppend baut sich die Soundwand von DT auf. Im Gegensatz zu den Eichhörnchen auf Red Bull der vergangenen Stunde wummert hier wieder der Bass dass der Boden bebt, leitet das Ride Becken gerade durch einen schleppenden Wüstenpfad der direkt zum Schauplatz eines Rob Zombie Films geleitet.
Die Dame am Tieftöner haucht betörend über dieses Gebräu ihre einleitenden Verse bis das Tempo einen neuen Marsch annimmt und der Herr den Mikro Part übernimmt und das Mauerwerk der Instrumentierung perfekt um sein Talent ergänzt.
Psychedelische Klänge die einen emotional auf die Rücksitzbank eines ultra langen Cabrios setzt und mitnehmen auf einen Roadtrip durch die Weite einer einsamen Landschaft. Mucke die einen sanft streichelt, zärtlich kneift, ab und an aber auch kräftig beißt. Dreckig bluesig grooven Mann und Frau sich durch Sumpfland und Wüste. Skelette von Tieren und Schlingpflanzen treiben an einem vorbei. Im Einklang dazu bewegt sich vor der Bühne ein geschlossener Teppich aus Menschen die sich treiben lassen, mitgerissen von einem emotionsgeladenen Klangbild das sich wie ein Netz über die Fläche legt und dem man einfach nicht entfliehen kann. Chapeau, trifft mich genau da wo ich grad getroffen werden möchte. Holt mich ab, packt mich ein, schleppt mich ab und macht die Kindersicherung an. Ich werde gern genötigt mich fallen zu lassen.

17:50 – 18:50 Odd Couple

Die Bassistin wird durch einen zweiten Gitarristen ausgetauscht, das Trommelteil an den vorderen Rand der Bühne geschafft und die Straightness wieder etwas angezogen. Es ist Zeit für die jungen Herren von Odd Couple. Das kommt wohl bei raus wenn man Tocotronic, Ton Steine Scherben und Kyuss zusammen in ein Zimmer sperrt und vorher nackig macht. Die Jungs haben sichtlich Spaß und finden entsprechend Anklang bei den Anwesenden. Auf Grund der wieder aufziehenden Wolkendecke und leider nicht der fortschreitenden Uhrzeit kommt das Licht auf der Bühne nun auch mehr zu Geltung und setzt ihren Akzent zu dieser retro arthouse Punk Rock Darbietung. Schwer groovende Parts wummern aus den Boxen, Break, nur um dann wieder hypnotisierend monoton in den vorgängigen Part zu münden. Passend zum Sound werden selbstverständlich auch old school Synthies verwendet und Grauzonen like Klangwände erzeugt die einen zwar nicht zum Pogo animieren, aber zum träumen und dahingleiten. Weit entfernt von einschläfernd. Ganz selbstverständlich wechselt man wieder etwas mehr in den up Beat und macht punkiges Tempo, erfrischen, erquickend. Für ein Stoner Festival irgendwie schräg aber doch so passend.

OK, ja, ich bin definitiv für einen kleinen Pressepavillon auf Festivals unter denen sich die schreibenden Zunft versammeln kann um das zu beschreibenden Papier vor Durchfeuchtung zu schützen. Aber gut, der Bierstand tut´s auch, fördert allerdings auch die inner-körperliche Durchfeuchtung. Zudem gibt es eine offizielle Sturmwarnung welche aber nach einer einstündigen Unterbrechung ohne nennenswerte naturbedingte Ausfälle wieder aufgehoben werden konnte. Also weiter im schleppenden Takt.

20:00 – 21:10 Wo Fat

entern also die Bühne mit einer ordentlich Schippe Stoner / Doom um dann so richtig abzugehen als der Rock Einzug hält. Als würden die Regentropfen es ein paar Kilometer weiter oben spüren verziehen sich selbige auch gleichzeitig, wohl weggedrückt durch die Energiewelle ausgehend von der PA. Break, stakkato Anschläge, Wucht, Solo, Bass Bass Bass, nahtloser Übergang in ein mächtiges Riff, Rückkopplungen, was ein fettes Brett. Dicke Lava bricht durch die Gitter der Boxen, lässt Lautsprecher, Bühne, Boden und Menge beben dass selbst mein Bierchen im Becher fröhlich dazu tanzt im Reigen der Verzerrung aus den weiten Landen des Rock ´n Roll. Und da der Klebstoff durch den das heilende Pflaster des mächtigen Desert Rock nicht gelöst wird durch das prasselnde Wasser, haftet es bestens und da der Versuch es zu lösen, auch wenn man es schnell abziehen würde, nicht funzen würde, lässt man es drauf und fühlt dafür auch einen sofortigen Heilungsprozess. Den Körper bis zur letzten Zelle und Milbe durchsetzt von dem Sound setzen Automatismen den Körper in Bewegung und ab dafür …..
Als Übergang zwischen den Songs dienen klassisch Rückkopplungen und schweeeeeeeere Quietscher die sich über die Menge ziehen, bis auf einen Punkt alle wieder zeitgleich den Anschlag finden und ordentlich loslegen. Stetig wiederkehrend, immer wieder wiederholend und trotz all dem jedes mal aufs Neue überraschend und mit dem nötigen Aha-Moment. Krasse Scheiße nach der kurzen Zwangspause ein mehr mehr als gelungener Sprung in die Vertonung des Abendprogramms

21:30 – 22:50 1000Mods

Schwirrend schraubt sich eine Rückkopplung – das Wort werdet Ihr wohl noch so einige Male lesen dürfen – in meinen Gehörgang, denn es geht nahezu nahtlos zum Vorgänger weiter mit schwer stampfenden und flirrenden Gitarren, getragen von bösem Basswummern und schleppenden Drums. Dieses Gebräu ergießt sich über den Sportplatz und dank der nun wirklich einsetzenden Dunkelheit erstrahlen die Mucker in der sich immer mehr bemerkbar machenden Bühnenbeleuchtung. Bluesige Zähflüssigkeit, gebreakte Riffs und melodische Melancholie wabern in den Raum, füllen ihn aus und dominieren ihn bis in die letzte Ecke des Halbrunds aus Fleisch und Knochen das sich vor der Bühne gebildet hat. Und auch wenn diese Musikrichtung – OK, sehr wohl Jede, immer aus der Sicht des Betrachters – für den Black Metal – Punk – Avantgarde – Crust Typ in mir wie vieles andere auch grundsätzlich sehr gleich klingend, wie es für den Stoner Rocker wohl im Black Metal wär, mag,  finden sich doch von Band zu Band immer wieder feine Nuancen und derbe Kerben die genau den Kick geben warum grad der Sound doch so geil is. Auch die Herren der 1000 Modifikationen modifizieren eher weniger aber sind eigenständig genug um dennoch mehr als nur beiläufig zu interessieren. Eine punkige Rotznote rundet das Ganze ab und mundet wie ein gut gewürztes Leguan Steak am Stab geröstet inmitten von Sandstürmen und Buschtrommeln.

23:00 – 00:10 Mars Red Sky

Soundcheck geht direkt in Intro über und dann, uff, mein Herz setzt drei Schläge aus. Unendlich fett trifft mich eine Breitseite, aber so was von der Seite her in all meine Elektrodenleitungen im zentralen Denkapparat. Ich breche sämtliche Kommunikation die ich gerade hatte ab und löse mich in dieser Melange aus Sigur Ros und Melvins, dieser unendlichen Popigkeit im Gesang und der Düsterheit aus Pest und Cholera, Verfall und Untergang. Gnadenlos peitschend und gleichzeitig zärtlich streichelnd drückt es mich tief, tief in die untersten Schichten meiner emotionalen Randbereiche. Es überkommt mich mit voller Wucht und ein paar Tränen der Verzweiflung und Freude kullern mir aus den Augenrändern. Nun ist der Punkt gekommen und ich muss mich entschuldigen, ich klinke mich hier nun aus und gebe mich ganz dem hin was hier vorgetragen wird.
Hört euch diese Herren an, bitte Live, weil auf Platte kann man nicht pressen was hier gerade passiert. Heult, lacht, schreit, fickt, knuddelt und knutscht und lebt den Niedergang.
Danke an den Booker, du hast mein Leben mit dieser Darbietung um eine weitere Erfahrung bereichert.

00:20 – 01:50 Witchcraft

Wieder in der Realität angekommen holt mich der finale Akt des ersten Tages mit einer derben 70´s Schlagseite wieder auf den Boden der Tatsachen. Nicht auszudenkend wie vereinnahmend die Jungs wären wenn da im Vorfeld nicht Mars Red Sky gewesen die einen paniert haben mit Dreck und Tränen die nicht so einfach abzuwaschen sind. Aber Song um Song blasen die Hexer mich mit tief drückenden Grooves, verspielt piepsenden Pickings, Pink Floyd artigen Strukturen und bildgewaltigen Emotionen monumentaler Ausmaße wieder trocken.
Eine Mischung aus trägen Riffs, ordentlich Druck, Doom, Stoner, Rock, Punk und klassischen Klängen wabert aus den orangen Amps auf der Bühne direkt ins Herz eines jeden einzelnen auf dem Gelände und und entlässt die Menge glücklich in die Nacht die noch lange kein Ende findet.
Party hard heißt es nämlich im Barzelt und holla die Waldfee, in Neuensee weiss man zu feiern.

Tag zwei startet dann auch mit einem leichten Anflug von männlicher Katze. Da hilft nur ein kräftiger Schluck vom Lars seiner altbewährten Medizin. Mexikaner, selbst angesetzt und abgeschmeckt von einem der besten veganen Experimentalköche die ich kenne. Das weckt schon mal die grundsätzlich wichtigen Körperfunktionen. Den Rest übernehmen dann die lieblichen Klänge von der ca 50 m entfernten Bühne. Also in diesem Fall eine sehr kleine halbwegs improvisierte Bühne bestehend aus zwei Drumrisern und einem darüber gestellten Pavillon. Umringt von Kaffee trinkenden, ok, das ein und andere Bierchen, Wasser, Bierchen und eigentlich mehr Bierchen als Kaffee, Rockern und -innen gibt Karl McGuffin seine Interpretation von Bastard Blues zum Besten. Ein Mann, viele zauselige Haare, ne kleine abgefuckte Dobro, erdig, kernig, direkt und authentisch. Geiler Kerl der hoffentlich auch zukünftig hier und andernorts zu finden sein wird. In dieser Melange aus dreckiger Musik und sauberem flauschigem Gras bette ich meinen Körper noch einmal auf selbigem und meinen Geist in der akustischen Untermalung, sehr chillig, vielen Dank.

14:00 – 15:00 Mandrax Queen

So, und nun wechselt man wieder auf die Hauptbühne. Funky bluesig wird hier vorgelegt und recht schlagartig kriechen auch die letzten Gestalten aus den Zelten und Ecken und begeben sich vor die Bühne.
Entspannt zocken sie sich durch ein überaus tanzbares Set und vergessen es nicht auch ordentlich zu grooven. Leider setzt auch zum Beginn der smarten Jungs der Regen erneut ein, der dieses mal so geschickt vom Wind angetrieben ordentlich auf die Bühne suppt und Musiker nebst Technik durchweicht. Stört aber keinen, ganz im Gegenteil und jetzt erst recht. Unbeirrt wird weiter gezockt während die Stagehands versuchen alles soweit ins Trockene zu bringen oder zumindest so abzudecken damit kein Schaden bleibt. Zwar brummt der Bass recht verdächtig da sich ein Teil der Effekte durch einen Wassereinbruch verabschiedet hat, aber wen störts schon, wir sind ja auf einem Stoner Festival, da gehört ein schräg quietschender Bass ja eh irgendwie dazu.

15:15 – 16:10 Carson

Um etliche Takte langsamer, Noten tiefer und Tonnen schwerer setzen die ersten Klänge und Rückkopplungen ein. Die Dame am Tieftöner nebst den beiden Herrn nehmen die Anwesenden wieder mit auf einen Trip auf staubigen Straßen und weiten Dünenlandschaften. Ins Ewige gezogene Mittelteile, die einen mit geschlossenen Augen schwankend in eine Traumlandschaft schicken finden ihr wuchtiges Finale in sich in höchste Höhen schraubende Soundwände bevor es wieder harsch stampfend ins klassische Songschema zurück fällt. Honoriert wird diese Spielfreude und der Sound durch ein dicht gefülltes Spielfeld vor der Schweizer Truppe die wie hypnotisiert alle in eine Richtung blickend auf den Wogen der Schallwellen in den Nachmittag treiben. Entspannt aber keineswegs langweilig.


16:25 – 17:30 Dirty Fences

Diese Mannen hatte ich noch vom VoidFest in Erinnerung. Auch dort haben sie auf eine schräge Art voll ins Line Up gepasst. Auch hier fetzen die New Yorker Jungs richtig ordentlich mit ihrem Sommer gute Laune Punk Rock. Auf dem Void zwischen Grind und Death Metal hüpfen sie heute wie wild gewordene Lausbuam übers Stoner Festival. Eine heilende Dosis Frohsinn an einem Regentag. Gut, die Stimmung hier auf dem RiW is eh durchweg entspannt und gut, von Liebhabern für Liebhaber, doch leider eben auch permanent etwas feucht vom Himmel her. Da schaden ja ein paar gute Laune Sonnenstrahlen von der Bühne ned die das Herz erwärmen und die Gliedmaßen zur Bewegung zwingen. Die Rocker aus NY verbreiten eben jede Menge davon dass gleich die Blümchen ihre Köpfe recken und man nach dem Gig einen Sonnenbrand aus guter Laune hat.

17:45- 18:50 Wucan

Nun übernimmt wieder eine Frau den Frontpart. Bewaffnet mit einer Querflöte und Power-Rock Stimme die einen baff dastehen lässt. Querflöte an sich ist ja eh schon ein echt sexy Instrument, hier ist es ja schon fast jugendgefährdend. Wo die Ursprünge der Combo zu suchen sind ist ganz klar an den Klamotten und dem Auftreten zu erkennen. Epische Rock Hymnen, verspielt und  neckisch vorgetragen, verzückend und betörend. Die gute Frau lässt es aber auch ordentlich quietschen und pfeifen, denn nebst ihren Fähigkeiten an der silbernen Flöte weiss sie auch die sechs Saiten der Gitarre zum Schwirren zu bringen und auch dem Theremin entlockt sie verzückende Klänge wie von Zauberhand. Wer würde da nicht wohlig zu quietschen anfangen.
Dabei sollte man aber nicht unterschlagen dass auch der Rest der Truppe ihr Handwerk vortrefflich beherrschen. So sitzt jeder Tempowechsel und Break auf den Punkt, ist das Zusammenspiel wie eine gut geölte Maschine die sich rhythmisch aufmacht die Leute wegzublasen. Als Liebhaber von Jethro Tull ist meine Verzückung also auf vielen Ebenen mehr als befriedigt. Danke hierfür, werde ich definitiv im Auge behalten.

19:10 – 20:10 Valley Of The Sun

Und jetzt ists wieder Zeit für schweeeeere Rückkopplungen und gemeine Bass Lines, denn, oh wen wundert es, eine Stoner Rock Kapelle betritt fies brummend und pfeifend die Bühne. Ganz in schwarz mit gelber Strobo Beleuchtung preschen sie durch ihr Set aus Brechern und up Tempo Groovern. Funzt super und das sieht man auch. Das Spielfeld ist bis zum FOH dicht gedrängt gefüllt mit freudigen Gesichtern und sich im Rhythmus bewegenden Menschen. Arme werden in die Luft gereckt und von unten bebt der Boden und überträgt was die Lautsprecher nicht schaffen. Wummernde Melodien garniert von der getragenen Stimme des Frontmannes schraubt sich ein Song nach dem anderen in die Gehörgänge und Magengruben, klopfen direkt an der Wirbelsäule an und schicken Bewegungssignale ans Gehirn.

20:40 – 21:50 Witch

Das Tempo wird nochmal etwas gedrosselt, die Marschrichtung bleibt erhalten. Doomiger Stoner mit einem Hang zu den 70érn, vorgetragen von bärtigen Männern die auch wirklich so aussehen wie der Sound klingt. Irgendwo hat wohl jeder von ihnen einen fetten Truck mit einer monströsen Auspuffanlage oder einen acht Meter langen Pickup, auf dessen Ladefläche noch das Wild der letzten Jagd liegt stehen. Damit brummen sie dann schnurgerade lange Straßen entlang, auf der Suche nach dem nächsten Tankstellen Stop. Aus der Anlage brummt wohl auch in den Karren genau der Sound den sie uns hier vor den Latz knallen. Melodiebögen wuchten sich von Riff zu Riff, stampfend unterlegt von der Bassdrum und dem Tieftöner. Ohne große Überraschungen wird routiniert durch ein Set geschoben dass auf dieses Festival passt wie Sahne auf den Erdbeerkuchen, oder wohl besser Öl in den Motor und Benzin in den Tank. Fett, groovy und voll von melodiöser Schwerkraft.

22:15 – 23:45 Spidergawd

Ne ordentlich Schippe rockiger geben sich die nordischen Spinnengötter und starten mit Volldampf und ohne Umwege direkt los. Der nicht zu verbergende Anteil an Klassik Rock Elementen und Sound rückt das Ganze emotional Richtung der happy side of life, weg von der doomigen Note der Vorgänger. Wird die Partystimmung angefeuert und da der Wein auf dem Gelände schon zur Neige gegangen ist steigert sicher der Bierkonsum halt entsprechend. Dazu peitschen die Norweger voran wie ein Orkan. Wer keinen Unterschlupf findet oder die Flucht sucht wird eingesogen und mitgerissen. In luftige Höhen, gepeitscht von Riffwänden, treibenden Beats und mehr tonalen mitgröhl Hooks. Ja, die skandinavischen Bands verstehen es immer wieder aufzuzeigen was es heißt zu Rocken. Den Namen der Festivität also alle Ehre machend klatschen sie einem also Hit um Hit um die Ohren, grooven mit geradem Stampfen unaufhaltsam voran, alles niederwalzend was vor ihnen steht. Auf eine sehr sympathische Art allerdings. Der Sänger ist auch zwischen den Songs unterhaltsam und redselig. Eine absolut runde Sache also, die auch jeden entsprechend zum Mitwippen und Ausrasten bringt.

00:00 – 01:20 King Buffalo

Und auf geht’s in die finale Runde des RiW´22. Ein letztes Mal wird noch einmal alles in den Pott geworfen was das geneigte Festival Herz an diesem Ort nur begehren kann. Massiv bluesiger Stoner mit gemeinen Anschlägen der Gitarren und krassen Wechseln in den einzelnen Parts. Auf den Punkt genau verschmelzen stehende Töne mit wuchtigen Grooves. Dazwischen immer wieder verspielte schräge Momente, die dem Ganzen eine sehr eigene und von der Allgemeinheit der psychedelischen Stoner Bands herausragende Note verleiht. Irgendwo zwischen Muse, Melvins und Kyuss wummert es aus den Boxen. Mit geschlossenen Augen treibt es mich einen Bergpass entlang in tiefe Täler und luftige Höhen. Über Kurven und Schotter, auf der Geraden stark beschleunigend um dann vor der nächsten Serpentine das Tempo wieder zu drosseln nur um dann wieder eine andere Richtung einzuschlagen. Sphärische Klänge des Synthie runden das Ganze ab, fügen einen creepy Grad Irrsinn in das brodelnde Gebräu das, je länger es dauert immer mehr Inhalt bekommt bis man durch Verköstigung selbigens von Musik trunken ins Taumeln kommt und rasant den Abhang hinab stürzend im letzten Moment wieder eingefangen und zart gehalten wird.

Ein überaus würdiger Abschluss für das Rock im Wald ´22, nach drei Jahren Wartezeit, und ich bin mir sicher es sind etliche Tränen der Verzückung und Freude geflossen.

Text: Jochen Dollinger
Fotos: Lars Oeschey