12.-14.08.2016
Zum 21ten Male jährt sich 2016 das TTF, und groß ist es geworden, genau gesagt 12.500 Besucher pro Tag groß – laut http://www.festivalticker.de/festivals/taubertal_open_air/ zumindest. Meine erste Berührung mit dem TTF war 1999, allerdings vor dem Fernseher. Ich wollte mir den Auftritt von Knorkator auf Video aufnehmen, und da man dann kein Programm mehr an der Möhre umschalten konnte hab ich´s mir gleich noch angeschaut und bin nach ca 5 Minuten dann voll im Wohnzimmer abgegangen – die knorken Herren waren mir bis dato auch kein Begriff gewesen, und Scheiße was sind die abgegangen, eine Offenbarung der Freude und des Spaßes. Danach hab ich´s dann zu meiner Schande aber bis eben zum 12.08 diesen Jahres auch nicht geschafft.
Aber nun endlich, im Schlepptau von Lars – zuständig für das Bildmaterial das Ihr hier zu sehen bekommt – bin ich im schönen Tal von Rothenburg o.d. Tauber gelandet, schnell Zimmer bezogen und ab den Hang hinunter zu Jenem. Das dann für ganze 60 Kilometer an den drei Tagen – was einem Mobiltelefone alles so verraten können – und ich will nicht vorausgreifen, aber fast jeder Meter war es Wert.
Also beginne ich doch nun mit dem für was Ihr in erster Linie hier seid, die Musik:
17:45 – 18:55 Royal Republic – http://www.royalrepublic.net/
Als Opener auf der Hauptbühne zu spielen ist ein wichtiger Posten, Weckruf für die gestrig Gekommenen dass es nun wirklich losgeht, Willkommen für die ersten freitags Ankömmlinge. Aber das meistern die, in ihrem feinen Zwirn als ideale Schwiegersöhne durchgehenden und sofort als Skandinavier erkennenbaren, Herren aus Schweden absolut anständig. Der Sänger Adam Grahn weiß das anwesende Publikum welches so gemächlich den matschigen Platz vor der Bühne betritt so in Stimmung zu bringen, dass die Leute locker in der Hüfte werden. Riffs aus halb akustischen Gitarren gepaart mit tanzbaren Rhythmen a´la „The Hives“ bringen schon mal gut Schwung in die Bude und macht mich selbst auf alle Fälle auch über diesen Auftritt hin interessiert für deren Sound.
18:00 – 18:30 Kressi – http://www.emergenza.net/DE/de-de/band/749/21336/page.aspx
Auf der „Sounds for Nature“ Bühne steigt während der drei Festivaltagen ja das Emergenza Weltfinale, und die erste Band die wir hier betrachten – für die Anderen waren wir leider zu spät dran – ist KRESSI aus Russland. Das Land ist ja nicht gerade für seinen Rock Export bekannt, evtl. können diese jungen Herren das zukünftig ändern. Bei mir zündet der Radio Pop-Rock nicht so ganz. Nett arrangierte Songs, verpackt in einer gut einstudierten Bühnenperfomance sorgt zwar bei dem überschaubaren Publikum für etwas Stimmung, aber noch ist man auf Schulband Niveau und es fehlt einfach der letzte Schliff.
18:45 – 19:30 Kafvka – https://www.facebook.com/kafvka/
Crossover mit einer Punk-Rock Attitüde aus Berlin. Sozialkritische Texte und viel Spielfreude wird geboten und das kommt gut an. Die harten Gitarren vermischen sich mit den stampfenden Bässen und dieses Gebräu animiert die stetig wachsende Gemeinde vor der Bühne zu Sprüngen und ein klein wenig Pogo so dass der Schlamm nur so durch die Gegend fliegt. Man merkt schon, die Besucher sind auf Party aus, und auch das leicht regnerische Wetter kann nichts dagegen ausrichten.
19:40 – 20:50 Bosse – http://www.axelbosse.de/engtanz/
Auf der Hauptbühne wird mit etwas ruhigeren Klängen der Abend eingeläutet. BOSSE starten ihre Pop-Rock Show mit viel Publikumsbeteiligung – die regionale Zugehörigkeit des Gitarristen trägt ihren Beitrag dazu – und so bewegt sich der inzwischen gut gefüllte Platz vor der Bühne. Die Texte werden wie aus einer Kehle mitgesungen nur unterbrochen von den überaus freundlichen Ansagen von Axel Bosse. Man hat das Gefühl als befinde man sich auf einem Familientreffen, passend zum Charme des Festivals und den Klängen aus der PA. Und jetzt, wieder Springen und Tanzen, denn „du lebst du lebst du lebst“.
19:50 – 20:35 Fjort – http://www.fjort.de/
Auf der SfN-Bühne gibt´s das Kontrastprogramm zu BOSSE, FJORT Trümmern ihren harten Post-Hardcore der gern auch mal doomige Versatzstücke bietet ins Publikum. Die Ansagen sprechen eine klare politische Positionierung aus, kein Mensch ist illegal. Bei vielen Anderen wären diese Ansagen peinlich oder belanglos gewesen, aber hier spürt man das es absolut ehrlich ist. Und so drischt man sich durch das stimmige Set und hinterlässt durch die Bank einen positiven Eindruck
20:35 – 21:05 Kapelle Petra – http://www.kapelle-petra.de/
So, auf allen Bühnen Umbaupause, auf allen, nein, eine kleine Bühne im Zelt eines Zigarettenherstellers leistet Wiederstand gegen die Ruhe und KAPELLE PETRA laden zum Tanztee. Optisch handelt es sich hier augenscheinlich um Schlager und auch textlich darf es hier gern mal in die unteren Regionen abgleiten – ich sach nur „Ficken Schmidt“ – aber auch tiefsinniges wird geboten. Tiefsinniges, ach Schmarrn, heute ist Geburtstag und die Party geht grad erst los. Also, Spaß rein, Hirn aus und ab dafür. Bei Gelegenheit schaut euch die Jungs an, das macht richtig Laune.
21:05 – 21:50 Adam Angst – http://adamangst.de/
Umbau auf der SfN-Bühne ist erledigt, und weiter geht es mit Adam Angst. Ein umgedrehtes Kreuz im Schriftzug lässt auf satanischen Black-Metal hoffen, aber weit gefehlt. Der erste Song beginnt mit akustischer Gitarre und Lalala-Gesang, aber Stop, was singt der Typ am Mikro da: „Ich hasse, ich hasse, ich hasse“.
Jetz bin ich dabei, die Herren um Sänger Felix Schönfuss haben die Ironie wohl mit der Muttermilch aufgesaugt und jetzt mischen sie das Ganze mit harten Gitarren, einer fetten Rhythmustruppe und intelligenten Texten. Erinnert ein wenig an eine rockigere OOMPH! Version, aber keine Sorge, kein wenig nachgemacht, sondern absolut eigen. Da ich die vorher nicht kannte bin ich angefixt, meine Einkaufsliste wird um einen weiteren Namen bereichert.
21:35 – 22:45 Wolfmother – http://www.wolfmother.com/
Jetzt aber schnell rüber zur Hauptbühne, die australischen Stoner – 70tes Rocker von WOLFMOTHER bitten zum Gebet. Ja, die sind mein persönliches Highlight des Freitags und ich werde nicht enttäuscht. Wuschelhaare, Stirnband und Schlaghosen, dazu die hohe aber geniale Stimme von Andrew Stockdale, mehr ist nicht nötig um fast jeden Besucher des TTF vor die Hauptbühne zu locken. Und hier wird dann gerockt als gäbe es kein Morgen. Deep Purple Keys wechseln sich mit schwer stampfenden Rhythmen ab, immer wieder hat man das Gefühl das hier fast alles improvisiert wird, aber die Jungs aus Down Under überlassen nichts dem Zufall, jeder Anschlag kommt auf den Punkt, jeder Break sitzt perfekt. Ja, perfekt beschreibt diesen Auftritt treffend, und dem ist so auch nichts hinzu zu fügen.
23:30 – 01:00 Limp Bizkit – http://www.limpbizkit.com/
OK, ich muss ehrlich gestehen, ich hatte ein wenig Angst vor diesem Auftritt. Nicht dass die Herren meine schlechte Meinung die ich von Ihnen hab durch einen mega fetten Auftritt Lügen strafen. Zu Beginn lässt man noch etwas SOAD aus den Boxen scheppern, aber nun geht’s los. Wes Borland betritt komplett in weiß gekleidet und geschminkt – mit einer fiesen Totenkopfoptik – die Bühne, schraubt ein wenig an seiner Elektronik herum die man ihm aufgebaut hat, dann kommt auch Fred Durst auf die Bühne. Nun folgt ein 2-minütiges Riff und dann Boom, fetteste Basslinien drücken ins Publikum und selbiges erwidert dies mit Sprüngen, Moshpit und wildem Herumgezappel. Nach dem ersten Song wird dann gleich mal Metallica zur Hilfe herangezogen um den Wechsel auf das nächste Lied zu überbrücken – dies wird aber irgendwie das ganze Set über gemacht was ich ein wenig einfallslos finde – und weiter geht’s mit derben Bässen und einem recht gelangweiltem Fred. Nicht nur seine „deutscher Camper Gedenk Optik“ scheint hier fehl zu sein, nein der ganze Kerl. Aber zum Glück gibt er nicht viele Worte von sich, selbst bei den Songs hält er sich brav zurück. Ganz im Mittelpunkt steht Wes mit seinem uneingeschränkt genialen Gitarrenspiel. Dieser Mann ist die Show, Punkt. So kämpft man sich durch das Set ohne weitere größere Ausbrücke. Dem Publikum ist´s Wurst, der Bass ist fett, man bewegt sich, das soll ja erst mal reichen. Meine Befürchtung hat sich also nicht bestätigt, die Herren haben mich einfach nicht überzeugen können – und um sicher zu gehen hab ich gleich noch einige Leute am Platz befragt, und letztlich hat man mir Recht gegeben.
Jetzt musste ich mich also erst einmal erholen, also auf zu dem Steinbruchgelände auf dem am Vorabend ja schon das Warm-Up stattgefunden hat. Nach ca. 20 Min Fußmarsch kommen wir dort an und werden direkt von einer Band begrüßt die ich von einem Video mit einer recht abgefahrenen Rhythmus Maschine her kenne. Kleiner Tipp, schaut euch auf alle Fälle mal die Videos von denen an, „Witch Doctor“ oder „Get it Together“ sind einfach genial gemacht.
01:20 – 02:20 De Staat – http://www.destaat.net/
Zum Abschluss des ersten Abends darf es also etwas experimentell werden – wird auch nötig nach dem monotonen Gebrumme von eben. Die Holländer haben sich auf gemacht den Berg zu erobern, leider mit etwas wenig Publikum das am Start ist. Dies stört aber nicht weiter, die Jungs geben Alles. Schräge Rhythmen, gemeine Breaks, das ganze verpackt in ein Rockgerüst mit ein wenig Disco Einflüssen und fiesen Snare Schlägen. Insgesamt sehr geil das Gebräu, tanzbar und doch mit vielen vielen Überraschungen. Somit also der ideale Abgesang des ersten ganzen Tages auf dem TTF 2016.
So, es ist inzwischen kurz vor Drei Uhr, Zeit für ein Bierchen und dann ab in die Unterkunft. Morgen steht viel auf dem Programm.