Voidfest 2019

Waldmünchen, Sinzendorf – da im Void irgendwo – 10.-11.08.2019

13:00 Uhr, das Zelt steht, der Pavillon spendet Schatten, das Auto parkt und sollte auch nicht mehr bewegt werden. Nach dem ersten Bierchen schlendern wir vorab mal über die Fläche, wieder einmal lockert das Ambiente ein paar nette Installationen auf, Zimmerer in ihrer Kluft hämmern die letzten Nägel ein und insgesamt sind alle sehr entspannt. Im Hintergrund wummern Soundcheck Klänge aus der PA, wabern bis auf den Campingplatz der wie gehabt bis an den Eingang reicht. Hier sitzt man gemütlich in lockerer Runde herum, sucht Schatten unter den mitgebrachten Schattenspendern oder aalt sich in der gleißenden Sonne die heute bester Stimmung ist und schweißtreibende 30°C + auf diesen Flecken Erde bringt.
Die Mischung aus schwarz gekleideten Black Metalern bis hin zu mit pinken Cowboyhüten ausgestatteten holländischen Studenten auf Semesterferien die leicht schwebend ihre von der Halskrause bis zu den Fußsohlen zugehackten – ganz im Stil von „ich lass mir einfach mal machen was mir grad so spontan durch den Kopf geht“ – Körper zur Schau tragen ergibt eine einfach schön wirkenden Collage aus verschiedensten musikalischen Kreativbereichen die ganz im Sinne von Woodstock einfach nur zusammen ausleben wollen was ihnen wichtig ist und sich über Schallwellen verbreiten lässt. Friede, Freude und krasse Mucke.

15:00 Uhr, OK, ich muss gestehen, aus einem ist dann eine Hand voll Grundnahrungsmittel im praktischen Mitnahmebehältnis geworden, aber man fühlt sich halt wie auf einer Grillparty im Garten eines guten Freundes, kurz vor dem Waldrand hinter einem Trabantenstädtchen am Arsch der Welt, da läufts einfach. Der Soundcheck geht in die finale Runde und es rockt ordentlich bis in die Zeltlandschaft. Mit nettem Xylophon und Synthis versetzter instrumental Rock mit leichter Stoner Schlagseite breitet sich aus und bricht dann unvermittelt ab. Soundcheck beendet und ne halbe Stunde bis zur offiziellen Öffnung der Hauptbühne

16:00 – 16:45 Containerhead

Man versammelt sich im Bierzelt, ohne Überdachung ist es dann doch recht heftig in der prallen Sonne und der Geruch von veganem Essen gemischt mit Friteusenfett und kaltem Bier strömt einem in die Nüster. Studenten Post Rock drückt sich vorsichtig aus der PA. Filmmusik für einen Coming of Ages Manga mit ein wenig Blut und viel Gefühl. Gleichzeitig unterlegt von dem Soundcheck aus dem Zelt welcher aber keineswegs die durch die Tiefsee gleitende Stimmung auf der Rasenfläche stört. Blaues Licht und 2 Uhr morgens, die Jungs und das Mädel würden einen auf einer Jolle durch den Ozean treibend die passende Begleitmusik bescheren. Kleine Sturmwogen die sich in sich selbst abebbenden Wellentälern zerlegend auflösen. Das Schlagwerk am Bühnenrand wird abwechselnd gestreichelt unterlegt von bassig-jazzigen Tönen die ein Trupp von jungen Musikern auf die Menge projizieren. Könnte man einfach mal als angenehm adäquater Einstieg für einen ersten Festival Tag benennen.  

17:00 – 17:45 Alastor

Flying V + Snare Drum lastigen 70ér Jahre Stoner brummt einem nach einem kurzen Line Check um den Kopf. Vor dem inneren Auge erscheinen Bilder von orange grünen Tapeten und vielen vielen Lavalampen die man leicht bekifft stundenlang anstarrt und sich dabei treibend wie eine Qualle im Wasser fühlt. Die helle klare Stimme des Frontmanns schwebt über den tiefen und schweren Gitarrenriffs und das Schlagzeug stampft heftig den Takt dazu. Schade, dass ich meine Schlaghosen und Nickelbrille daheim gelassen hab, die hätten sich hier mehr als wohl gefühlt. So aber weht meine weite Stoffhose durch die Druckwellen aus den Boxen um meine Beine und ich lasse mich im Geist wieder in den Cord Sessel aus braunem Stoff fallen und genieße diese emotionale Zeitreise zurück in mein Geburtsjahrzehnt.

17:45 – 18:30 Swirlpool

Der Eröffnungsgig im Zelt nimmt dann ein wenig den fetten Groove raus und legt dafür eine Schippe mehr an poppigen Emotionen drauf. Lange und langsame Klangwände füllen jede Ecke, schmiegen sich um einen und kuscheln sich an die Haut wie eine Geliebte nach dem Sex sich im Löffelchen an einen heran kuschelt. Zärtlich aber bestimmt, dass man sich nicht mehr wegdrehen kann hält einen die Musik in den Armen, tritt vereinzelt zuckend mit den Beinen nur um dann wieder dösend die Nähe zu suchen. Habe ich mich doch wieder auf die harschen Bands gefreut findet das aber auch gut Eingang in mein Hirn. Nichts was einen vor Verzückung sabbern lässt, aber zumindest träumen.

18:30 – 19:30 Sacri Monti

Auf der Hauptbühne kommt dann wieder etwas mehr Bewegung ins Spiel und man reist wieder tief in die Gefühlswelt der 70ér zurück. Versetzt mit einer ordentlichen Blues Rock Schlagseite. Das sonnige Gemüt der Herren aus San Diego findet sich auch wieder in der Musik die zwar einen ordentlich bassigen Grundtenor hat aber immer wieder mit lichtdurchfluteten Ausblicken auf das Meer oder eine Dünenlandschaft wohlige Wärme vom Hirn ans Herz sendet. Bis jetzt darf sich jeder Neo Hippie hier vor Ort wohl wie bei Muttern fühlen, aber auch die Lederjacken Fraktion und Hardcore Vertreter lassen sich nicht bitten und Schwanken zu den slo-mo Beats der Hanffaserträger.

19:30 – 20:15 Melt Downer

Wieder im Zelt hält mehr Pop Einzug in die Musik, schwer melancholisch und leicht psychedelisch. Aber Stopp, eine harsche doomige Kante schlägt ein, Druck meets Wucht, Doom meets Rock, Liebe und Hass teilen sich denselben Körper und so ineinander verschränkt klingen sie aus der Anlage. Das Ganze zieht einen so in seinen Bann, vereinnahmt Körper und Geist und treibt einen an den Rand dessen was der normale Mensch als Verstand bezeichnen würde. Ein Hirnfick der schweren Sorte der bis in die Eingeweide klingt und sich von dort über die Blutbahn wieder hoch ins Nervenzentrum arbeitet, beißend, kratzend und Spuren ziehend. Ein böser Spielgefährte der einen lächelnd mit Schlamm beschmeißt bevor er einen die Treppe runter schubst. Ordentlich abgeliefert die Herren.

20:15 – 21:15 Eyehategod

Auf der Hauptbühne machen sich Eyehategod bereit und die Herzchen in meinen Augen kann man wohl über etliche Meter weit strahlen sehen. Tief aus den dreckigsten und drogenverseuchtesten Sümpfen New Orleans hat man sie herausgezogen um den grenzwertigsten menschlichen Dreck an die Oberfläche der Gesellschaft zu zerren. Hier kann ich nicht mehr objektiv sein denn viel zu lange schon bin ich von dieser Combo so sehr vereinnahmt. Ein Doom Rock Brecher nach dem anderen brettert schwer quietschend über die Menge, Rückkopplungen zermartern das Hirn samt anhängender Wirbelsäule, purer Schlamm in Töne und Geräusche gegossen legt sich über alles und jeden, nimmt die Luft zum Atmen, verschließt jede Pore der Haut und verdaut einen wie der Blob während man sich wie durch die Kanalisation gezerrt fühlt. Hier steht eine Legende auf der Bühne und es ist wirklich ein Wunder dass die Herren noch auf der Bühne stehen können, wären sie doch nach normalen Maßstäben schon etliche Male dem Jenseits näher als dem Leben. Kann Musik gefährlich sein, aber ja, und wie. Gefährlich für den Verstand und das Seelenheil. Irgendwo auf dieser Welt verbrennt gerade eine gesamte christliche Gemeinde während die Kinder misshandelt die geschändeten Mütter vergraben. Was für eine heftige Scheiße die mich zu eurem Nachteil so in Beschlag nimmt, ich muss mich ausklinken und gänzliche in diesem Morast suhlen, mir den Dreck tief in den Hals schieben bis er mir die Luft nimmt und mich langsam verenden lässt.

21:15 – 22:00 Undergang

Ich habs dann doch wieder aus dem Schlamm und Dreck geschafft, allerdings mit einer herben Schlagseite wie ich bemerken muss. Und so, leicht bis schwer schwankend lande ich im Zelt, dass erfüllt ist mit von Quietschern überfülltem Grind Core mit gutturalem Gesang der leicht kotzenden Sorte. Nicht so sehr der heftigst schnelle, sondern mehr carcassig wird hier die derbe groovende Keule geschwungen mit Texten die man auch nicht im Ansatz verstehen kann. Breaks, natürlich, Blast, Groove, Grunz, so wie es gehört. Eine ordentliche Schlachtplatte die mit den rohen Innereien von einer ganzen Herde Rotwild garniert wurde gleitet hier runter wie Öl und besudelt mit Blut und anderen Körpersäften steht man gelähmt da und lässt dieses Biest an einem lecken und beißen. Irgendwann wacht man dann am Boden auf als wär eine wilde Meute im Blutrausch über einen getrampelt. Des war schon eine heftige Nummer, alter Falter.

22:00 – 23:00 Windhand Das Tempo wird wieder übelst gedrosselt, der Bass auf vollen Anschlag gedreht, die Schlagzahl des Trommlers auf ein Minimum gesenkt und die Stimme wechselt von einem verzerrtem Gegrunze zu einem femininen Sprechen. Monoton stampfend gräbt sich der Sound in die Gehörgänge des dicht an dicht stehendem Publikums. Zermatscht wie der Klang aus der PA stehen die Gläubigen vor der Bühne und wabern wie Tang in der Brandung im Rhythmus des Grooves aus vergangenen Zeiten. Unheimlich fett wird hier abgeliefert auch wenn mich der Gesang der Frontfrau nach ein paar Songs nicht mehr ganz so uneingeschränkt überzeugen mag, ein wenig eintönig das Ganze. Aber dafür ist ordentlich Druck zu verzeichnen welcher gern darüber hinwegschaun lässt.

23.00 – 00:00 Wand

Verspielte Gitarren, melancholische Akkorde, füllende Flächen und eine klare Stimme breiten sich im Zelt aus. Und statt stampfendem Bombast oder scherzender Härte wird hier eher experimenteller Pop geboten der eine düstere Seele in sich trägt die immer wieder mal bös grinsend um die Ecke schaut und einen an den Nerven kitzelt. Die Brücke aus Brit Pop und Psychedelik wird hier neu über den Fluss des Doom gebaut und so gelangt man angenehm trockenen Fußes von den heftigen Brechern der Vorspieler zum Abschluss des ersten Abends auf der Zeltbühne. Leicht beschwingt und die Gedanken hoch in den Wolken wird man von der kleineren Bühne entlassen, nur um dann leider feststellen zu müssen, dass …

00:00 – 01:00 Lumerians

die Lumerians leider nicht auftreten können. So ein lustiger Mensch hat es leider geschafft den Stromverteiler zu einer Saufrunde einzuladen was dieser dann durch ein paar Funken gefolgt von vollständigem Versagen gedankt hat. Für den heutigen Abend hat es sich somit leider mit der live Musik erledigt und auch der Versuch es aus der Konserve zu bieten hat nicht lang gehalten. Also macht man es sich auf dem Zeltplatz lustig und gefeiert wurde noch ordentlich bis in die frühen Morgenstunden.

Tag zwei startet dann etwas feucht, der Regen prasselt gegen die Zeltplane, die ersten Gestalten räkeln sich aus ihren Schlafbehausungen und grüßen sich mit den Festival Klassikern von Helga bis Katzeklo. Der erste Soundcheck des Tages gehört der Eröffungscombo auf der Campingplatzbühne und mit ordentlich räudigem Sludge meets a little bit of Death und Grind werden auch die letzten Nasen aus ihren Schlafsäcken gedroschen.
Die folgende Band ist dann wieder tief in den 70ern verwurzelt und rockt ein sauberes Brett bassiger Klänge über den Platz. Mit schwerem Groove schieben sie das Publikum gleich wieder an die Klanggestaltung des Vorabends. Quietschige Soli runden dieses Retroerlebnis vollends ab und auch wenn der Regen immer heftiger wird, hier klagt niemand über das Wetter, weil es einfach nebensächlich ist.
Die finale Band am Campingplatz gibt dann noch mal ordentlich Gas und rotzt einen Punk lastigen Groovebrecher nach dem anderen von der Leine. Im Hoppelbeat rockt man auch die letzten Katergefühle des Vorabends aus der Blutbahn und lädt ein sich in Gedanken schon mal auf die Bands der regulären Spielfläche zu freuen.

14:30 – 15:15 Malm

Der Name ist Programm, hier werden die Lauscher ordentlich durchgemalmt. Die räudige Mischung aus Hard Core, Stoner und ultra bassigem Rock bringt Bewegung in die steifen Glieder, massiert anständig die Magengrube und fördert die Verdauung. Über stampfenden Bass und Drum Passagen quietscht und pfeift sich die Gitarre in einen ekstatischen Rausch, abgerundet durch die Schreieskapaden am Mikro. Dissonante Akkorde leiten von einem zum nächsten Liedchen und der Boden fängt wieder an zu beben, grad dass er nicht an einigen Stellen aufbricht um die Anwesenden zu verschlucken.

15:15 – 16:00 Perilymph

Entspannte sphärische Klänge schummern aus der Anlage die jungen Musiker lassen sich ganz in ihrer Musik aufgehen, schweben ca 50 cm über der Bühne und ergießen ihre schleppende und ganz im Gegensatz zu Malm angenehmen Melodien und Klänge gemächlich und zärtlich über die Zuhörerschaft. Dank der fehlenden Überdachung tummeln Selbige sich aber eher im Bierzelt wo der Sound zwar auch gut ist aber sie eben vor der Bühne fehlen. Etwa 100 abgehärtete schwanken dann doch mit. Eigentlich wär der Sound bestens geeignet um entspannt auf dem Boden liegend die Wolken zu betrachten. Monotone Klangfolgen bauen sich zu monumentalen Klangwänden auf, die old schooligen Synthiesounds geben dem Ganzen den Rahmen und immer wieder werden verspielte Elemente mit Rasseln und Co mit eingebaut und bis aufs Äußerste in die Länge gezogen, nur um mit etwas mehr Drive in eine stampfende Richtung wieder langsam aus dem Bild zu verschwinden

16:00 – 16:45 Taphos

Im Zelt wird nun wieder heftigstes Kontrastprogramm geboten. Derber Death Metal mit einer schwarz metallischen Schlagseite schlägt einem eine Breitseite vor den Latz dass es sich gewaschen hat und einem den letzten Rest Schlamm von den Klamotten bläst. Kurze Blast Beat Attacken wandeln sich in druckvolle Rhythmusparts die einem die Organe neu ordnen. Die Jungs sind auf einem Kriegszug gegen alles und jeden und egal wer ihnen im Weg steht wird platt gemacht. Dieser unheilige Lärm infernalischen Geknüppels hat eine so knackige Old School Schlagseite und klingt live original nach 80er Death Metal auf ein paar Umdrehungen zu viel. Die Mischerin welche auch letztes Jahr hier an den Reglern war zaubert einmal mehr den Charakter der Mucke aus den elektronischen Impulsen die die Membranen der Lautsprecher foltern.

16:45 – 17 :30 Temple Fang

Das Tempo wieder gedrosselt, das Jahrzehnt gewechselt und psychedelischer Fuzz Rock macht sich breit, ultra breit. Schwere Bässe wummern unten, Gitarrenklänge flirren darüber. Viel geredet wird nicht, man ergibt sich voll der Musik und lässt die ruhigen Passagen bis ins schmerzhafte ausdehnen. So ein Song Intro darf auch mal ein paar Minuten dauern, gefühlt ein eigener Song sein. Wie die Anemonen lässt man sich hin und her treiben, eine stampfende Bass Drum setzt ein, bringt etwas mehr Druck auf die Leitung, peitscht die See an und schiebt einen weiter ins psychedelik Wunderland. Immer dichter wird die Klangwand von leichtem Bombast hin zur massiven Betonfläche die sich nach gefühlt ewiger Zeit langsam erodierend auflöst. Augen zu und abtauchen, bzw losschweben.

17:30 – 18:15 Heads

Dies mal wird die Geschwindigkeit nicht so drastisch angezogen, es bleibt doomig und schwer. Der Gesang ist kein irres Kreischen und Grunzen sondern mehr ein Sprechen. Nichts desto trotz eine würdige Zelt Band denn aus wenig machen die ein druckvolles viel aus Rückkopplungen, harschen Gitarrenanschlägen und knackigen Drums nebst waberndem Bass. Kreischende Geräusche aus den Gitarrenamps springen über eine sumpfartige Basis aus Trommel und 4 Saiter. Schräg ist hier nicht nur der Boden, die Songs sind auch alles andere als wirklich gerade. Irgendwie mag es eigentlich nicht so wirklich zusammengehen was jeder einzelne hier macht, aber wohl gerade deswegen macht es auch wieder Sinn was hier abgeliefert wird. Die Macht kommt definitiv von der Rhythmussektion. Sie werfen sich gegenseitig die Schläge zu, verwandeln sich in eine im Einklang schlagende Maschine, nur um einen Moment später wieder auseinander zu reißen, drauf rumzuspringen und es an Pferde gebunden durch die Wildnis zu schleifen.

18:15 – 19:15 Slaegt

Die Sonne zeigt nun doch noch ihr wärmendes Gesicht und man versteckt sich nicht mehr unter Planen, Vordächern oder Plastikklamotten. Der Soundcheck für Slaegt geht nahtlos in den Auftritt im Zelt über. Auch dieses Jahr wieder sind die Orga und der Ablauf soweit bestens. OK, der kleine Umstand das gestern Abend jemand den Strom darnieder gelegt hat mal außen vor. Hier greift alles Hand in Hand ohne, dass man wirklich was von mitbekommt. Freundlichkeit, Entspanntheit, Freundschaftlichkeit an allen Ecken und Enden. – und nein, ich habe dich nicht vergessen Sandra; die Sanitärsituation welche soweit eigentlich i.O. ist könnte ins unendliche gesteigert werden durch Toillettenwägen statt Dixies und Kunststoff Pissirgendwas –  Und passend dazu geht jetzt die Post ab. Brummiger Death Rock würde ich jetzt mal sagen. Ordentlich heftig Dampf ablassend scheppern die Jungs voran und Rocken als ob sie es mit der Muttermilch eingesaugt hätten. Erinnert ein wenig an Entombed, dreckig, roh aber viel Credibility. Ansagen fallen kurz und bündig aus, lieber mehr Gedröns für die Leute. Eine Groovewalze bricht über mich herein, boom. Volle Lotte wechselt man in eine treibende Stakkato Strecke auf wilden Gäulen. Humpa Beats und rasante Gitarren, wildes Haargewuschel auf, vor und hinter der Bühne, heute wird ein breites Spektrum der harten und bassigen Musik gezeigt und alle wissen zu überzeugen, zu begeistern. Die Spielfreude auf der Bühne entfacht eine selbige davor für die dargebotene Vorstellung. Geiles Brett, gefällt mir wirklich gut und überzeugt ab dem ersten Anschlag.

19:30 – 20:15 Minami Deutsch

Mit Sonnenbrillen im schwarzen Loch der Zeltbühne, so positioniert grooven die Japaner einen ultra coolen Low Fi Sound, schieben einen wieder aus den Abgründen des Todesmetall in die Höhen der Psychedelik mit blauem Rauch. Monotone Beats schrauben sich nach oben, öffnen sich wie Blumen in der Morgensonne, treiben weiter, weiter, stoßen an die Wolken, ab ins freie All. So ohne Gegenkraft schwebt der Sound von Planet zu Planet, Stern zu Stern, Galaxie zu Galaxie, eine nicht zu stoppende Maschine die Blumen verteilt und Liebe schenkt. Songs die scheinbar nur aus einem Teil bestehen, diesen dafür aber bis ins ekstatische oft wiederholend, zusammensetzend und wieder vereinend. Die jazzige Note in jedem Stück lässt sich nicht leugnen, und auch wieder erstaunlich wie die Jünger der krassesten Mucke sich hier aneinander wiegend dieser chilligen Erfahrung aussetzten und verträumt die Augen schließen.

20:15 – 21-15 Zig Zags

Hier laufen jetzt in den ersten fünf Minuten mehr Töne aus der Anlage als soeben im Zelt in den letzten 30 Minuten. Knackiger Thrash Punk Rock, die Snare wird aufs übelste Geprügelt, die Becken scheppern und ab geht der Pogo. Die drei heizen durch ihr Set als wären die Bullen hinter ihnen her. Hier springt man kurz in ein Becken aus Doom, trocknet sich mit richtig altem Thrash ab und gleitet dann hinein in den Whirlpool aus Punk Hardcore. So flüssig als wär es eh alles Eins. Das Ganze is so was von auf die 12 vorgetragen, auch wenn alle Drei so gar nicht nach dem aussehen, eher wie Kite oder normale Surfer Boys. So reiten Sie auf der Metalwelle durch den Wald wie die Axt im Porzellanladen. Macht einfach Laune und entsprechendes tut sich vor der Bühne. Eine verschissen geile Party arbeitet sich auf ihren Höhepunkt zu. Let there be Rock, Fett.

21:15 – 22:15 Förn

Eiskalte Klänge umfangen mich, eine Schamanin lässt ihren Gesang erklingen und dann bricht die Hölle los. Unendlich langsam drückt Lava aus eruptiertem Death Doom aus den Boxen. In schummriges Back Light getaucht kann man nur die Umrisse der Mucker sehen, so sieht das Auge nur den dunkelsten Abgrund der Schlange der Unterwelt, Tentakeln greifen nach einem, packen mit ihren Saugnäpfen zu und zerren einen mit äußerster Unbarmherzigkeit gnadenlos in den Abgrund, das Vergehen. Die Schwere des Sounds könnte durchaus eine kleine Krümmung in der Raumzeit über diesen Flecken Erde erzeugen. Das Licht ist schon mal verschwunden, verzehrt worden von dieser alles vereinnahmenden Schwärze. Gutturale Geräusche kriechen aus der Kehle des Frontmannes die nicht den Anschein vermitteln als würde es hier um happy Sunshine gehen. Ab und an brechen auch sie das Schema und rasen eine kurze Strecke, aber nur nicht zu lange. Langsam ist die Marschrichtung zum Niedergang, heftigst auf den Punkt dreschen sie Schlag um Schlag und knüpfen so die Verbindung in den Synapsen neu. Gnadenlose Evolution weg vom Menschlichen.

22:15 – 23:15 Raketkanon

Jetzt wirds ne Nummer schräger. Synthiecore fällt mir als Erstes ein. Der Sänger keift über vertrackte Takte, schräge Töne, ruhige Passagen und elektronisch anmutende Flächen. Ein wenig Refused klingt mit durch, ein wenig Irrsinn trägt das Ganze und peitscht aus den Boxen. Eher gemütlich und nie voll auf die Fresse, aber heftig genug, dass es einen zum Schwanken bringt. Auf der Bühne wird gehüpft und abgegangen, der Sound gibt auch genug Spielraum um ordentlich was zu zeigen. Stakkato Anschläge gleiten in bluesig funkige Grooves, äußerst tanzbar, schräg und doch harmonisch, bis wieder die Verzerrer das chillige Bild zerreißen, aber alles findet auch wieder rasch zurück in ruhige Gefilde und leichte Jazzanleihen tragen einen zum nächsten Ausbruch.

23:15 – 00:15 Iguana Death Cult

Feinster Surfer Punk lässt die Temperatur im Zelt ansteigen. Auf Country Rhythmen legen sie eine Karosse aus Ursprungspunk und cruisen einen Highway entlang zum Strand. Auch ein wenig Psychobilly darf natürlich bei dieser Mischung nicht fehlen. Vor einem die Brandung, Sonnenschein, ein kaltes Bier schlürfend im Strandwagen mit einer Horde Kumpels. Definitiv die freundlichste Band des Festivals und weil die Stimmung eh ausgelassen ist, ist das Zelt auch auf Anschlag voll mit feierwütigem Publikum. Rasselnd hebt man sich durch den Refrain, groovend durch die Strophe, vierstimmig reißt einen die Hook vom Brett und platsch, der Bass schiebt einen mit dem nötigen Druck hierfür nach vorne unter die klirrenden Gitarren, bricht die Welle und auf geht es in den Tunnel welcher knapp hinter einem krachend zusammenbricht und von hinten mehr Schub verleiht gleitet man aus ihm heraus ins offene Meer, über den Kamm zur nächsten Woge. 

00:30 – 01:30 Wolvennest

Als finale Runde gibt es getragene Härte emotionaler Cult Musik. Das Theremin pfeift sein Liedchen über abgründige Klangwalzen, die ganze Bühne ergießt sich optisch und musikalisch in einen Strudel hin zum tiefsten Punkt des Ozeans. Woge auf Woge brechen über einem herein Gischt umfängt einen und spült einen an den Strand unter der Kuppel der Sterne und Planeten. Den Gesängen der Meeresbewohner lauschend fliegen wir mit den Delfinen an den Rand der Atmosphäre, gleiten in der ewigen Dunkelheit dahin über Meere, Wälder. Auf einmal peitscht ein Sonnensturm auf uns ein, eine kosmische Turbulenz. Im Hintergrund hören wir die Sirenenklänge der Sängerin unsere Sinne bezirzen. Die Bahn wird in eine andere gewechselt, weiter hinaus lösen wir uns von dem Rest Schwerkraft, angetrieben von der reinigenden Energie verzerrter Gitarren und doomiger Songs. Stampfend folgt die nächste Wand aus Klängen und Geräuschen, völlig losgelöst spricht man Gebete an den Untergang. Eine verklärende Reise an die Grenzen des Schönen. Eine Gottheit aus Licht und Dunkelheit, Elend und Verherrlichung stellt seinen Fuß auf die Erde des Void Fests und lässt dabei die Erde beben. Bäume brechen, Felsen rollen die Abhänge herab, demonstrieren die Macht und Stärke der natürlichen Kräfte. Sich reinigend von einer Krankheit die Fleisch und Körper, Blut und Gedärm als Summe ihrer Existenz nur kennt. Lösend, Auflösend als höchstes Ziel des geistigen Erwachens, hier dargeboten in musikalischen Konstrukten, ebenso sperrig wie eingehend. Jetzt muss ich auch noch einmal vergehen, dieser majestätische Kunst Akt an Brutalität und Harmonie auf mich einwirken, mich durchwirken lassen. Mit geschlossenen Augen den ewiglich und unendlichen Klängen des Sternenzelts lauschend dahintreiben und abdriften.

Nebenseitiges:
Was bleibt noch zu schreiben. Wieder mal bin ich restlos begeistert von dieser Mischung aus Liebe und Abartigkeit die sich hier an diesem schönen Plätzen eingefunden hat. Man kann nur mehr ein großes Lob an alle Beteiligten aussprechen. Hier handeln Liebhaber für Liebhaber und das merkt man in jeder Minute die man hier verbringen darf. Ein Rückzugsort des Friedens für eine begrenzte Zeit welche dafür aber mit der krassesten Musik unterlegt wird die man sich so wünschen kann. Ein Kontrast der besser nicht passen könnte. Bitte so weitermachen, denn von allen Festivals die ich so kenne ist eures wohl das ehrlichste. Vielen Dank also liebe Voidians, so könnte unsere Welt sein wären wir in einer idealen Realität.
Bandwünsche spare ich mir hier jetzt mal, ihr findet eh immer was das mich überrascht, begeistert und beflügelt, wobei Van Drunen – weil´s wohl machbar wär – schon eine sehr geile Nummer wäre, ganz abgesehen von einer kleinen Band aus dem bayrischen Raum die sich auch tierisch freuen würde mal bei euch zocken zu dürfen und nicht nur anwesend zu sein

Text: Jochen Dollinger
Photos: Lars Oeschey
Akkreditierung durch german Rock e.V.

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *

This site uses Akismet to reduce spam. Learn how your comment data is processed.